Fragen & Antworten: Zehn Dinge, die Sie über Brennwertkessel wissen sollten

An diesen Fragen kommen Sie über kurz oder lang nicht vorbei: Was kostet ein Brennwertkessel? Wie viel kann ich sparen? Warum werden Nutzungsgrade von über 100 Prozent angegeben? Wir beantworten für Sie die wichtigsten Fragen aus der Praxis.

ModernisierungsCheck: Heiztechnik prüfen

Erfahren Sie, ob Ihr Energieverbrauch fürs Heizen zu hoch ist – und wie viel Sie mit einem modernen Brennwertkessel sparen können:

Bitte halten Sie Ihre Heizkostenabrechnung bereit.

1. Wann lohnt sich die Anschaffung eines Brennwertkessels?

Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes zeigt: Das Durchschnittsalter deutscher Heizkessel liegt bei 24 Jahren. Im Gegensatz zu Rotweinen erhöhen Heizkessel ihre Qualität jedoch nicht mit zunehmendem Alter. Im Vergleich zu einem Standardkessel kann ein moderner Heizkessel mit Brennwerttechnik pro Jahr mehr als zehn Prozent Energie sparen. Wenn Ihr Kessel älter als 15 Jahre alt ist, rät die Stiftung Warentest deshalb zum Tausch.

In unserer Beispielrechnung können Sie sehen, wie viel Energie Sie jedes Jahr mit einer neuen Heizung einsparen können und wie lange es dauert, bis sich die Investitionen amortisiert haben. Mit dem ModernisierungsCheck können Sie auch für Ihr Haus berechnen, wieviel Sie mit einem Kesseltausch sparen würden.

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Im Vergleich zu einem Standard-Gaskessel lassen sich mit einem Gas-Brennwertkessel Energiekosten von 515 Euro pro Jahr einsparen. Wird der Brennwertkessel zusätzlich durch Solarthermie unterstützt, können über 1.000 Euro eingespart werden. Die Amortisationszeiten liegen bei einem Brennwertkessel bei 15 Jahren und mit Solarthermie-Unterstützung bei 18 Jahren.
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2. Wie teuer ist eine Brennwertheizung?

Die Preise für Gas-Brennwertkessel liegen – je nach Hersteller und Ausstattung – zwischen 4.500 und 8.000 Euro zuzüglich Montage. Öl-Brennwertkessel sind etwas teurer. Wenn Sie sich darüber hinaus für die Installation einer Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung oder Heizungsunterstützung entscheiden, müssen Sie mit höheren Investitionskosten zwischen 15.000 und 20.000 Euro rechnen – der Einspareffekt ist allerdings auch um ungefähr zehn Prozentpunkte höher.

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3. Was muss ich beim Kauf eines Brennwertkessels beachten?

(c) WILO

Zunächst sollten Sie den Wärmebedarf Ihres Hauses genau berechnen lassen. Dieser dient als Grundlage für die Berechnung der benötigten Leistung Ihres neuen Heizkessels. Brennwertkessel können vom Keller bis zum Dach so gut wie überall installiert werden. Die wandhängenden Modelle sind sehr platzsparend. Die bodenstehenden Modelle nehmen meistens deutlich mehr Platz in Anspruch, kommen dafür aber ohne so genannte Überströmeinrichtungen aus, die den Brennwerteffekt beeinträchtigen können. Außerdem sind sie deutlich leistungsstärker als ihre wandhängenden Kontrahenten.

Sollten Sie sich für eine solarthermische Unterstützung der Heizanlage entscheiden, müssen Sie bedenken, dass der mit Wasser gefüllte Solarspeicher fast eine halbe Tonne auf die Waage bringt und entsprechend Platz benötigt.

Auf Stillstandsverluste achten

Hinsichtlich der Effizienz sollten Sie beachten: Hersteller werben häufig mit traumhaften Wirkungsgraden (bei Brennerbetrieb). Weil ein Kessel aber oft in Betriebsbereitschaft ist – vor allem im Sommer – sollten Sie darauf achten, dass die Stillstandsverluste gering sind. Beim Vergleichen zweier Angebote sollten Sie daher im Zweifelsfall den Kessel mit dem geringeren Bereitschaftsverlust (in den Herstellerangaben: qB in Prozent) wählen.

Pufferspeicher kann die Rücklauftemperatur der Heizanlage erhöhen

Beim Kauf sollte außerdem unbedingt darauf geachtet werden, dass der neue Kessel ohne Überströmventil oder hydraulische Weiche auskommt. Auch der Einsatz eines Pufferspeichers erhöht in vielen Betriebsfällen die Rücklauftemperatur der Heizanlage und mindert so den Brennwerteffekt. Eine Liste mit empfehlenswerten Brennwertkesseln haben proklima Hannover und die Ostfalia Hochschule  (PDF, 32 kB)für Sie zusammengestellt. 

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4. Brennwerttechnik erfordert Besonderheiten beim Einbau?

Da Brennwertkessel die Kondensationswärme aus den Abgasen nutzen, sind die Abgastemperaturen so niedrig, dass sich viel Kondenswasser bildet. Damit die entstehende Feuchtigkeit den Schornstein nicht schädigt, muss ein spezielles Kunststoff- oder Edelstahlrohr installiert werden. Dieses kann oftmals einfach in den vorhandenen Schornstein eingezogen werden. Wenn Sie den alten Schornstein nicht nutzen möchten, können Sie das Abgasrohr auch anders nach oben ins Freie führen. Lassen Sie sich die verschiedenen Optionen für die Modernisierung Ihres Schornsteins einfach von Ihrem Schornsteinfeger erklären.

Darüber hinaus benötigt der Brennwertkessel einen Abwasseranschluss, da das anfallende Kondenswasser in die Kanalisation abgeführt werden muss. Täglich können mehrere Liter Kondensat anfallen. Der Ablaufschlauch lässt sich aber meistens problemlos an das vorhandene Abwassersystem anschließen. Bei Brennwertkesseln größerer Leistungsdimensionen ist aufgrund der größeren Mengen leicht sauren Kondensats unter Umständen eine zusätzliche Neutralisationseinrichtung erforderlich.

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5. Welche Förderungen für Brennwertkessel gibt es?

Mit einem Brennwertkessel sparen Sie nicht nur Energie und Heizkosten. Unterschiedliche Stellen schießen auch noch Geld für die Anschaffung dazu: Zahlreiche Fördertöpfe bieten Zuschüsse an. Im Artikel Förderung für Brennwertkessel lesen Sie, wo es Fördermittel für Brennwertkessel gibt – und an welche Bedingungen diese geknüpft sind. Alle aktuellen Förderprogramme finden Sie auch in unserem Fördermittel-Bereich:

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6. Welche Arten von Brennwerttechnik gibt es und wie unterscheiden sich die Geräte?

Brennwerttechnik gibt es inzwischen für Gas-, Öl- und für Pelletkessel. Den Löwenanteil machen aber Gasbrennwertkessel aus. Dabei kann man zwischen bodenstehenden Kesseln (mit viel Wasserinhalt) und wandhängenden Thermen (mit wenig Wasserinhalt) unterscheiden. Je nach geplantem Aufstellungsort und Verwendungszweck wird entweder das eine oder das andere Modell gewählt. Für Hausbesitzer*in mit viel Platz im Kessel und hohem Wärmebedarf bieten sich bodenstehende Geräte an, für Wohnungsbesitzer eher platzsparende wandhängende Thermen.

Wandhängende Thermen haben als Überhitzungsschutz oft Überströmeinrichtungen zwischen Vor- und Rücklauf. An dieser Stelle wird in bestimmten Betriebszuständen der Vor- und Rücklauf der Heizung kurzgeschlossen. Das erhöht die Rücklauftemperatur und mindert den Brennwerteffekt. Als Nutzer*in können Sie diesen Prozess nicht verhindern. Ihr Handwerker kann dem nur entgegenwirken, indem er eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur einstellt.

Brennwertkessel und Überströmeinrichtungen

So wirkt sich das Überströmen nicht so ungünstig auf den Brennwerteffekt aus. Da das Gebäude aber natürlich trotzdem warm werden muss, sind dieser Behelfslösung allerdings Grenzen gesetzt. Bei Thermen mit Überströmeinrichtungen ist ein hydraulischer Abgleich nur bedingt empfehlenswert. „In diesen Anlagen erhöht sich zwar der Wohnkomfort, die Effizienz des Kessels kann sich aber verschlechtern“, so der Heizungsexperte Professor Dieter Wolff.

Ein bodenstehender Brennwertkessel ohne Mindestvolumenstrom kommt ohne Überströmeinrichtungen aus, was sich positiv auf den Brennwertnutzen auswirkt. Aufgrund seiner Größe passt dieser Kessel aber in keine Etagenwohnung und eignet sich nur für Eigenheimbesitzer*innen mit genügend Platz im Keller oder auf dem Dachboden.

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7. Wieso werden bei Brennwertkesseln Nutzungsgrade von über 100 Prozent angegeben?

Als Grundlage für die Berechnung des Wirkungs- und Nutzungsgrades von Heizkesseln wird häufig noch der Heizwert angenommen. Dieser gibt an, wie viel Energie durch die Verbrennung von Erdgas theoretisch gewonnen werden könnte. Schafft es ein Kessel, diese Energiemenge zu produzieren, hat er 100 Prozent Effizienz. Die in den Abgasen enthaltene Wärmeenergie geht über den Schornstein verloren.

Da Brennwertgeräte auch die Wärmeenergie in den Abgasen nutzen, liegen die Wirkungsgrade über dem Heizwert. Hersteller sprechen dann von Wirkungsgraden von 102 bis 108 Prozent. Richtiger wäre es, als Berechnungsgrundlage des Nutzungsgrades den Brennwert des Energieträgers als 100-Prozent-Marke anzusetzen. Als Brennwert bezeichnet man die gesamte im Energieträger vorhandene Energie, also sowohl den Energieertrag aus der Verbrennung als auch den Wärmegewinn aus der Kondensation der Abgase. Bei dieser Rechnung ergeben sich Nutzungsgrade bei Brennwertgeräten von 94 bis 96 Prozent.

Zum Vergleich: Standardkessel erreichen nur Nutzungsgrade von ungefähr 70 Prozent. Niedertemperaturkessel schneiden zwar besser ab, schaffen allerdings auch nur Nutzungsgrade von etwa 85 Prozent.

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8. Wie schöpfe ich den Brennwertnutzen in der Praxis optimal aus?

  • Damit Ihr Brennwertkessel optimal arbeitet, ist eine möglichst niedrige Rücklauftemperatur nötig. Denn: Je kühler das Heizwasser von den Heizkörpern in den Kessel zurückfließt, desto besser kühlt es dort die heißen Abgase und fördert den energiesparenden Kondensationseffekt.
  • Die gewünschte Rücklauftemperatur kann an der Heizungsanlage nicht einfach eingestellt werden. Das geht nur über eine möglichst geringe Vorlauftemperatur. Allerdings müssen die Räume trotzdem ausreichend warm werden. Beides lässt sich bei Neubauten meist problemlos unter einen Hut bringen. Im unsanierten oder nur teilweise sanierten Gebäudebestand sollten entsprechend große Heizkörper installiert werden.
  • Eine Optimierung der Heizanlage ist die wichtigste Voraussetzung für effizientes Heizen mit einem Brennwertkessel. Eine solche Optimierung umfasst den hydraulischen Abgleich mitsamt dem Einstellen der Heizkurve, dem Austausch der Heizungspumpe, dem Dämmen der Heizungsrohre und gegebenenfalls dem Einbau voreinstellbarer Thermostatventile.

Ein Sanierungs-Check sollte nach erfolgter Modernisierung also unbedingt durchgeführt werden – denn der Sanierungstest von co2online zeigt deutlich, welche Schwankungen bei der tatsächlichen Energieeinsparung bestehen.

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9. Brennwertkessel sind häufig überdimensioniert. Was bedeutet das genau?

Der Brennwertcheck der Verbraucherzentrale Energieberatung hat gezeigt, dass etwa die Hälfte aller Heizungsanlagen überdimensioniert ist. Der Grund liegt oftmals darin, dass die Heizlast vor Einbau der Anlage nicht genau berechnet, sondern geschätzt wird. Die Größe des Kessels ist somit nicht optimal auf den tatsächlichen Bedarf des Gebäudes ausgerichtet.

Gerade bei älteren Brennwertgeräten kann dies unangenehme Folgen haben: Die geringe Auslastung des Kessels führt zu häufigeren Brennerstarts, was zu einem größeren Verschleiß der Anlage und einer stärkeren Umweltbelastung führt. Doppelt ärgerlich: Viele Gasversorger berechnen ihre Grundgebühren nach der installierten Leistung und die Verbraucher zahlen also jeden Monat mehr als nötig.

Moderne Geräte arbeiten mit niedrigen Betriebsbereitschaftsverlusten

Der Fachhandwerker oder ein Energieberater kann ermitteln, ob Ihr Brennwertkessel richtig dimensioniert ist. Stellen Sie eine Überdimensionierung Ihres Kessels fest, lohnt es sich, die Anlage so optimal wie möglich einstellen zu lassen. Dann arbeitet auch ein überdimensionierter Kessel effizienter. So ist es beispielsweise in einem gewissen Leistungsbereich möglich, die Brennerleistung zu reduzieren und so die negativen Folgen etwas abzufedern.

Bei neueren Modellen treten diese Probleme in geringerem Maße auf, da diese Brennwertkessel mit niedrigen Betriebsbereitschaftsverlusten arbeiten und deshalb auch im Teillastbetrieb höhere Nutzungsgrade erreichen.

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10. Wie hoch ist der Stromverbrauch bei Brennwertgeräten?

Die ersten Generationen der Brennwertthermen mit integrierter Pumpe hatten noch einen sehr hohen Stromverbrauch, da ineffiziente Heizungspumpen und Gebläse eingebaut wurden. Hier hat sich allerdings durch effiziente Technik einiges verbessert. Bei einem Test der Stiftung Warentest lag der Stromverbrauch beim Brennerbetrieb zwischen 50 und 100 Watt, im Standby-Modus zwischen vier und zehn Watt.

Bei Brennwertkesseln mit Aufstellung im Keller werden häufig separate Pumpen verwendet, die nicht Teil des Gerätes sind. Wenn Ihre Heizung über eine separate Heizungspumpe verfügt, können Sie mit dem PumpenCheck herausfinden, wie effizient diese Pumpe arbeitet sowie ob und wann sich die Investition in eine Hocheffizienzpumpe rentiert.

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Die Tabelle zeigt eine Beispielrechnung von Sanierungskosten für folgendes Referenzgebäude:

  • Durchschnittliches Einfamilienhaus
  • Baujahr 1970
  • Wohnfläche: 110 m2
  • Dämmung: zuletzt 1993
  • Heizung: Gasheizung

Ermittelt wurden Sparpotenziale, Kosten (inkl. Förderungen) für die Komplettsanierung (Dämmung der Gebäudehülle, Heizungstausch und Solarenergie-Anlage) und CO2-Emissionen.

Luftwärme-pumpenErdwärme-pumpenPellet-heizungFern-wärme
Heizenergie-
verbrauch
aktuell (kWh/m²)

 148 

Heizenergie-verbrauch nach Modernisierung (kWh/m²)49459487
Investitionskosten (Vollsanierung inklusive) in € 79.900 81.330 83.670 78.280 
monatliche Kreditrate inkl. Förderung in €  (Laufzeit 20 Jahre) 377 383 393 323 
monatlich eingesparte Energiekosten* in €403 423 537 507 
CO2-Emissionen aktuell (t CO2/Jahr)

 4,9 

CO2-Emissionen nach der Modernisierung (t CO2/Jahr) 000,33,0

*Die Prognose zur Energieeinsparung bezieht sich auf die Heizenergie und betrachtet den mittleren Energiepreis über 20 Jahre (bei Gas z.B. mit einer durchschnittlichen Steigerung von 2,6 % pro Jahr).

Autor: Andreas Braun

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