Carsten Tamm mit seinem Sohn Leonas vor dem Haus der Familie in Matzenbach. Carsten Tamm mit seinem Sohn Leonas vor dem Haus der Familie in Matzenbach.

„Was uns die Sonne an Energie liefert, müssen wir nicht mehr verbrennen. Das spart Geld und hilft der Umwelt.“

Holzpellets und Solarthermie: Vom Wasserschaden zur Sonnenenergie

25 Jahre ist der Ölkessel alt, als er die Tamms über Nacht im Stich lässt. Die Familie aus Matzenbach in Rheinland-Pfalz hat keine Wahl: Sie braucht eine neue Heizung. Die Entscheidung fällt auf einen Pelletkessel mit Solarthermie für Heizung und Warmwasser. Das erste Fazit, nach fast zwei Jahren Laufzeit: deutlich gesunkener Heizenergieverbrauch.

ModernisierungsCheck: Solaranlage prüfen

Finden Sie heraus, ob sich eine Solarthermieanlage für Ihr Gebäude lohnt – und was Sie sonst noch für weniger Kosten und mehr Komfort tun können:

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Zweifamilienhaus
Wohnung I (190m2)
Wohnung II (160m2)
Baujahr um 1900
2 Erwachsene, 2 Kinder
2 Erwachsene, 3 Kinder
Solarthermie / Kollektoren
6 Flachkollektoren
Fläche: 15 m2
Baujahr: 2014
Trinkwassererwärmungja
Heizungsunterstützungja
SpeicherPufferspeicherGröße: 1.000 Liter
Heizkesseltauschja
Heizkessel Holzpellet-Kessel Leistung: 8–24 kW, modulierend
Kosten für Kessel und Solarthermieinklusive Einbau:
33.000 Euro
davon Förderung:
5.000 Euro

Bildergalerie

Familie Tamm aus Matzenbach in Rheinland-Pfalz freut sich auf den Praxistest Solarthermie: Carsten und Frauke Tamm mit ihren Söhnen Leonas (2) und Emilias.

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Matzenbach (Rheinland-Pfalz), Januar 2016. Rückblick. Es ist nachts gegen drei Uhr. Carsten Tamm steht in seiner Küche; er macht ein Fläschchen für seinen Sohn Leonas. Plötzlich hält er inne. Etwas stimmt nicht. Da sind diese seltsamen Geräusche. Ein Gluckern aus dem Heizkörper. Und von irgendwo dieses Plätschern. Wenige Augenblicke später betritt er den Keller. Überall Wasser. Die Heizung läuft aus. Das Schauglas des Überströmventils ist gebrochen.

Haus mit Solarthermie und Photovoltaik

„In dieser Nacht und auch am nächsten Tag lagen unsere Nerven blank“, erinnern sich Carsten (31) und Frauke (33) Tamm heute. Es war der Spätsommer 2013, und die beiden waren erst vor wenigen Wochen in das mehr als 100 Jahre alte Haus in Matzenbach bei Kaiserslautern gezogen. Die Ölheizung aus dem Jahr 1989 mit einer Nennwärmeleistung von 28 Kilowatt sollte eigentlich noch ein paar Jahre laufen. Doch nach dem Ventildefekt macht sie immer wieder Probleme. Das Wasser hatte die Elektronik beschädigt. „Der Heizungsbauer meinte, wir sollten uns mit der Anlage noch über den Winter retten. Nun mussten wir uns also früher mit dem Thema neue Heizung beschäftigen, als wir geplant hatten.“

Die neue Anlage: Holzpellets und Solarthermie

Notgedrungen hören sich die Tamms bei Freunden und Verwandten um – und lassen sich von verschiedenen Fachleuten zu verschiedenen Alternativen beraten. Vor allem die „Variante Holzpellets“ beginnt sie zu interessieren. „Natürlich ging es dabei um den Preis“, sagt Carsten Tamm. „Wir brauchen für unser Zweifamilienhaus mit den beiden Wohnungen eine Menge Energie. Deshalb wollten wir einen günstigen Energieträger.“ Gleichzeitig rückt aber auch ein anderer Gedanke in den Mittelpunkt. „Wenn wir Holzpellets verwenden, heizen wir komplett CO2-neutral. Es ist schön, wenn wir so auch etwas für die Umwelt tun.“

Kein Wunder, dass sich die Tamms bald auch mit Solarthermie beschäftigen. Ihr Heizungsbauer lädt sie zu mehreren Besichtigungen ein: in seiner Firma und bei einer Familie, die bereits Solarthermie installiert hat. Und schließlich kommt das Frühjahr 2014. Die Tamms lassen die alten Öltanks abtransportieren und richten ein Pelletlager im Keller ein. Kurz darauf wird ein Holzpellet-Kessel mit einer modulierenden Leistung von 8 bis 24 Kilowatt eingebaut. Dazu eine Solarthermieanlage für Heizung und Warmwasser; sechs Flachkollektoren (15 m2), einem 1.000 Liter großen Pufferspeicher und der Steuerungseinheit.

Erste Bilanz: 9 von 10 Punkten für die Heizanlage mit Solarthermie

Carsten Tamm steht vor seiner Heizungsanlage im Keller.

Fast zwei Jahre vergehen. Die Tamms bekommen einen zweiten Sohn, Emilias. Die neue Heizung läuft ohne Probleme. „Wenn ich nicht dauernd so neugierig wäre und in den Keller gehen würde, um zu sehen, wie viel Sonnenenergie jetzt im Speicher ist, würde ich gar nicht merken, dass die Anlage da ist“, sagt Carsten Tamm. Nur ein kleiner Schönheitsfehler fällt dem Fachinformatiker und Systemadministrator ein: „Im Sommer, wenn der Pufferspeicher voll aufgeladen ist und jemand das warme Wasser aufdreht, ist es ein paar Sekunden lang sehr heiß. Und das obwohl bei der Installation der Anlage bereits ein Verbrühungsschutz montiert wurde. Hier suchen wir noch nach einer Lösung.“

Heute. Carsten Tamm sitzt am Küchentisch und blättert zwischen alten und neuen Abrechnungen. 8.000 bis 9.000 Liter Heizöl verbrauchten die Vorbesitzer des Hauses jedes Jahr. Bei den Tamms sind es rund zwölf Tonnen Holzpellets seit der neue Kessel eingebaut wurde. „Das heißt, wir heizen klimaneutral und sparen etwa die Hälfte der bisherigen Heizkosten. Pro Jahr rund 2.500 Euro*. Ein bisschen Luft nach oben gibt es ja immer – aber 9 von 10 Punkten erhält unsere Heizungsanlage mit Solarthermie auf jeden Fall.“  

* Die Einsparungen der Tamms liegen vermutlich nicht nur an der neuen Heizungsanlage mit Solarthermie. Auch die von den Tamms an der Giebelseite des Hauses durchgeführten Dämmmaßnahmen tragen dazu bei. Ebenso ist es wahrscheinlich, dass die Familie ein anderes Nutzungsverhalten im Vergleich zu den Vorbesitzern des Hauses hat.

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Auswertung Praxistest: hohe Einsparungen durch neue Heizung mit Solarthermie

Die Solarthermie-Auswertung 2017 zeigt: Die Entscheidung von Praxistester Carsten Tamm, eine neue Heizanlage mit Solarthermie einzubauen und sein Haus weiter zu modernisieren, war genau richtig. Während die Vorbesitzer des Hauses mit der alten Ölheizung im Jahr durchschnittlich 85.000 Kilowattstunden (kWh) Heizenergie verbrauchten, benötigten die Tamms 2017 nur noch rund 34.300 kWh. Dabei wohnen jetzt sogar neun Personen im Haus, während es zuvor nur zwei Personen waren.

Die hohen Einsparungen kommen natürlich nicht nur durch die Solarthermie zustande, sondern vor allem durch den Kesseltausch und vermutlich auch durch ein anderes Verbrauchsverhalten. Zudem haben die Tamms während des Praxistests viele weitere energetische Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt:

  • Dachboden gedämmt,
  • Fenster teilweise erneuert,
  • hydraulischer Abgleich der Heizanlage.
Überblick Erträge und Verbräuche Familie Tamm
solarer Ertrag 2017 4.400 kWh
jährlicher Heizenergieverbrauch vorher
85.000 kWh (Heizöl)
2017
34.300 kWh (Holzpellets)
jährliche EinsparungHeizenergie: ca. 60 %Kosten: ca. 2.450 €*
jährliche CO2-Minderungca. 22.900 kg**

* Für eine Bewertung der Wirtschaftlichkeit fehlen genaue Vergleichswerte; allerdings kann man unterstellen, dass Praxistester Carsten Tamm die alte Heizanlage auch hätte weiterbetreiben können. Bei einem ähnlich hohen Verbrauch wie der Vorbesitzer, müsste er so heute jedes Jahr Brennstoffkosten in Höhe von rund 4.150 Euro zahlen. Mit der neuen Heizung mit Solarthermie und in Folge der anderen Modernisierungsmaßnahmen sind es nur noch etwa 1.700 Euro.

** Auch beim Vergleich der jährlichen CO2- Einsparung steht der hohe Verbrauch der Alteigentümer (Ölheizung) dem deutlich geringeren Verbrauch der Tamms (Holzpelletsheizung mit Solarthermie) gegenüber. So ergibt sich eine Minderung von 22,9 Tonnen CO2.

Blick ins Energiesparkonto von Praxistester Carsten Tamm. Zu sehen sind die Erträge seiner Solarthermieanlage.

2017 erzielte die Solarthermieanlage der Tamms einen solaren Jahresertrag von 4.400 kWh. Damit liegt die Leistung der Solarkollektoren geringfügig unter dem Durchschnitt. Das deutet darauf hin, dass es für die Tamms Möglichkeiten zum Optimieren gibt. Dies zeigt auch der Solarwärme-Check der Verbraucherzentrale Energieberatung.

Solarwärme-Check: viele Möglichkeiten, um Anlage zu optimieren

Im Mai 2017 hatte die Verbraucherzentrale Energieberatung einen Solarwärme-Check bei Familie Tamm durchgeführt. Der Check zeigte viele Möglichkeiten, die Solarthermieanlage zu optimieren. Carsten Tamm hat den Check mit seinem Handwerker besprochen und einige Vorschläge der Verbraucherzentrale umgesetzt. Andere Ideen werden noch geprüft oder wurden verworfen.

Optimierungsvorschläge der Verbraucherzentrale umgesetzte Optimierungen
Armaturen und Kollektorrücklauf vollständig dämmen

wird geprüft

Armaturen wurden bei Montage gedämmt, soweit Dämmschalen des Herstellers zur Verfügung standen – weitere Dämmung wird geprüft

Speicheranschlüsse vollständig dämmen

umgesetzt, Februar 2018


Dämmung mit vorhandenem Material nachträglich selbst durchgeführt.
Zirkulation des Warmwassers nach tatsächlichem Bedarf einstellen

wird geprüft

Einsatz einer ferngesteuerten Zirkulationspumpe wird derzeit geprüft

Hocheffizienzpumpe als Solarpumpe einbauen lassen

wird geprüft

Pumpe gehört zur Kombination des Herstellers – Tausch wird geprüft

  • Ablaufleitung am Sicherheitsventil im Warmwasserkreis installieren, damit bei Drucküberschreitungen das Wasser sicher abgeleitet werden kann
  • Kollektor-Rohrkreises erden
  • Abblaseleitung sicher befestigen
  • Unterlagen zur Anlagendokumentation vervollständigen
  • Funktion der Schwerkraftbremse im Solarkreis prüfen, um Wärmeverluste zu vermeiden

aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt oder aus Sicht des Handwerkers nicht notwendig

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Planen, installieren, kontrollieren – Erfahrungsberichte von Carsten Tamm

Das sagt Praxistester Carsten Tamm zum Thema...

... Solarthermie planen
... Solarthermie installieren
... Monitoring und Alltagsfragen

Solarthermie planen

Heizungsbauer hilft bei Fördermitteln

„Die Beantragung der Fördermittel war supereinfach. Unser Heizungsbauer hat die Anträge soweit ausgefüllt und mit uns besprochen, dass wir am Ende eigentlich nur noch unterschreiben mussten.“

CO2-neutral heizen mit Holz

„Wir brauchen für unser Zweifamilienhaus mit den beiden Wohnungen eine Menge Energie. Deshalb wollten wir einen günstigen Energieträger – und haben uns für Holzpellets entschieden. Das Schöne dabei ist, dass wir jetzt komplett CO2-neutral heizen und so auch etwas für die Umwelt tun.“

Komplett-Paket am günstigsten

„Wir haben uns damals für ein Komplett-Paket entscheiden, bei dem Heizungsanlage, Solarthermie und Pufferspeicher – also die ‚Hauptkomponenten‘ – aufeinander abgestimmt sind. Das war für uns auch die günstigste Lösung.“

April gute Zeit für Heizungstausch

„Die Empfehlung unseres Heizungsbauers war: Schleppt euch mit der alten Anlage noch über den Winter, dann tauschen wir Mitte April, sobald es etwas wärmer wird. Und das war letztlich eine gute Entscheidung. Erstens war das Öl, was wir getankt hatten bis dahin so ziemlich alle. Und zweitens war es nicht mehr so kalt. – Das war gut, denn weil wir von Heizöl auf Holzpellets umgestellt haben, war die Heizung für etwa sieben Arbeitstage abgeschaltet. In dieser Zeit hatten wir nur einen Notbehelf für Heizung und Warmwasser. Auch darum hatte sich der Monteur vorab gekümmert.“

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Solarthermie installieren

Extra-Termin für Einweisung in die Anlage

„Für die Abnahme und Übergabe wurde ein Extra-Termin mit dem Chef der Firma gemacht. Zunächst hat er mir nochmal erläutert, was an Rohrleitungen und Pumpen installiert wurde. Dann haben wir uns alle Details der Solarthermieanlage angeschaut; zum Beispiel auch direkt unterm Dach, weil von dort aus ja Leitungen bis in den Keller verlegt wurden. Anschließend gab es eine Einweisung in die Grundfunktionen der Heizanlage. Welche Möglichkeiten ich habe, kleine Fehler selbst zu beheben. Wie das Fördersystem und die Aschelade funktionieren. Dann ging es weiter zum Pufferspeicher und zur Elektronik für die Solarthermieanlage. Dabei war mir schon wichtig, direkt gezeigt zu bekommen, auf was ich achten muss und wie die Menüs aufgebaut sind, damit ich eventuell auftretende Probleme selbst erkennen kann.“

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Monitoring und Alltagsfragen

Verbrühschutz musste ausgetauscht werden

„Im ersten Sommer mussten wir leider ein Problem mit dem Warmwasser feststellen. Das Wetter war gut und der Solarspeicher war richtig vollgepackt mit Wärme. Immer wenn wir dann das warme Wasser aufgedreht haben, war es in den ersten Sekunden extrem heiß, obwohl wir einen Verbrühungsschutz montiert haben. Dies hatten wir reklamiert und der Heizungsbauer tauschte den Verbrühungsschutz aus.“

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Autor: Marcus Weber