Praxistestteilnehmer Jochen Hein vor seinem Haus in Berlin. Praxistestteilnehmer Jochen Hein vor seinem Haus in Berlin.

„Die Entscheidung für Solarthermie war für uns genau richtig.“

Heizungstausch in Berlin: Brennwert ins Bad, Solarthermie aufs Dach

Zwei Dinge waren Jochen Hein klar, als er mit seiner Familie im Sommer 2011 in das Haus im Berliner Norden zog. Erstens: Über kurz oder lang muss eine neue Heizung her. Und zweitens: Die Sonne soll auf jeden Fall mit dabei sein. Inzwischen ist die neue Anlage eingebaut. Die Heins sind selbst überrascht, wie gut sie funktioniert.

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ModernisierungsCheck: Solaranlage prüfen

Finden Sie heraus, ob sich eine Solarthermieanlage für Ihr Gebäude lohnt – und was Sie sonst noch für weniger Kosten und mehr Komfort tun können:

Bitte halten Sie Ihre Heizkostenabrechnung bereit.

Einfamilienhaus
Wohnfläche: 210m2
Baujahr 1934
2 Erwachsene, 2 Kinder
Solarthermie / Kollektoren
2 Flachkollektoren
Fläche: 6 m2
Baujahr: 2014
Trinkwassererwärmungja
Heizungsunterstützungnein
SpeicherGröße: 300 Liter
Heizkesseltauschja
Heizkessel Gas-Brennwert-WandgerätLeistung: 2,5–23 kW, modulierend
Kosten für Kessel und Solarthermieinklusive Einbau:
15.000 Euro
Förderung: KfW-Kredit

Bildergalerie

Jochen Hein mit seinem neunjährigen Sohn Mika. Beide finden es gut, dass die Familie ihr Wasser jetzt mit Sonnenunterstützung erwärmt – und damit die Umwelt schützt.

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Berlin, November 2015. Es ist einer jener Novemberabende, an denen der Regen leise gegen die Fenster trommelt, und es besonders gemütlich ist, in einem warmen Haus zu sitzen. Auf dem Gasherd blubbert das Teewasser. Mika (9) und Pauline (4) hocken mit ihrer Mutter auf dem Wohnzimmerboden und spielen ein Brettspiel. Jochen Hein gießt das Teewasser auf und schaut hinaus in die Dunkelheit.

Jochen Hein vor seiner Heizanlage

„War nicht viel los mit Sonne in den letzten Tagen“, sagt er. „Aber der Sommer war gut.“ Von Mai bis September blieb die Heizung aus; die Solaranlage der Heins kümmerte sich um das warme Wasser. „Und wenn ich dann unter der Dusche stehe und daran denke, dass das Wasser von der Sonne erwärmt wurde – das ist ein gutes Gefühl. Dann weiß ich, dass wir das richtige System haben.“

Die alte Heizung: überdimensioniert und ineffizient

Vor viereinhalb Jahren sind die Heins in das Haus im Berliner Norden gezogen. Baujahr: 1934. Größe: 210 Quadratmeter; dazu ein Dachboden von 70 Quadratmetern, der später mal ausgebaut werden könnte. Ehe die Familie das Haus kaufte, wurde es als Pension genutzt. Sechs Gästezimmer mit sechs Bädern. „Wir mussten eine Menge umbauen“, erzählt der 41-jährige Jochen Hein. „Die Heizung lief damals, das Haus war warm. Deswegen haben wir die Anlage erstmal drin gelassen.“ Dennoch war dem Ingenieur für Energietechnik klar, dass der mehr als 20 Jahre alte Heizkessel mit einer Leistung von 46 Kilowatt (kW) möglichst bald ausgetauscht werden sollte. Auch ein neuer Standort musste her. Der Gas-Kessel war in einer Remise im Garten untergebracht, mit einer 15 Meter langen ungedämmten Leitung ins Haus.

Die neue Heizung: Gas-Brennwert mit Solarthermie für Warmwasser

Vielleicht eine Pelletheizung, vielleicht ein Mikro-Blockheizkraftwerk oder ein wasserführender Kamin als Zusatzheizung – Die Heins haben viele Optionen durchgespielt, bevor sie sich für ihre neue Heizungsanlage entschieden haben. Geworden ist es am Ende das Gas-Brennwert-Wandgerät. Es hat eine modulierbare Leistung von 2,5 bis 23 kW und hängt im Badezimmer an der Wand. Daneben steht der 300 Liter große Speicher. „Das Gute daran ist, dass wir unser Bad jetzt kaum noch heizen müssen“, erklärt Jochen Hein. „Das übernimmt die Anlage mit ihrer Abwärme.“ Zu der „kleinen solaren Variante“, wie Jochen Hein die Solarthermieanlage zur Trinkwassererwärmung nennt, gehören auch die beiden Flachkollektoren auf dem Dach. Sie haben eine Fläche von insgesamt sechs Quadratmetern. Anfang Mai 2014 ging die neue Anlage in Betrieb.

Erste Bilanz: Energieverbrauch halbiert

Jochen Hein prüft Erfolg der Solarthermieanlage

Seitdem hat die Solarthermieanlage viele Tausend Liter Trinkwasser erhitzt. Dabei hat die Nutzung der Sonnenenergie zur Trinkwasserbereitung noch einen weiteren Vorteil: Der Heizkessel hat im Sommer Pause. Das verhindert Stillstandsverluste und erhöht die Lebensdauer des Kessels. Außerdem wird ein höherer Verbrauch vermieden, der immer dann entsteht, wenn sich der Kessel häufig an- und ausschaltet, um mal kurz ein paar Liter Wasser zu erwärmen. Fakt ist: Mit der alten Heizung verbrauchten die Heins 60.000 bis 70.000 kWh Erdgas pro Jahr. Nach dem Einbau der neuen Anlage mit Solarthermie sind es weniger als 30.000 kWh. Jochen Hein ist mehr als zufrieden damit: „So eine Energieersparnis von rund 50 Prozent ist für mich auf jeden Fall ein eindeutiger Beweis, dass die Entscheidung für die neue Anlage mit Solarthermie richtig war.“

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde der bisherige solare Gesamtertrag der Anlage mit 16.000 Kilowattstunden beziffert. Dieser Wert wird von dem Gerät angezeigt, ist aber unplausibel hoch. Wir haben die Zahl deshalb entfernt. Bei Praxistester Carsten Mönkemeyer finden Sie einen Vergleich zwischen dem solaren Ertrag laut Anlage und dem solaren Ertrag, der durch Wärmemengenzähler gemessen wurde.

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Auswertung Praxistest: hohe Einsparungen durch Kesseltausch mit Solarthermie

Auch das Jahr 2017 zeigt: Der Umstieg auf einen neuen Heizkessel mit Solarthermie hat sich für Familie Hein gelohnt. Die Familie hat ihren Heizenergieverbrauch mit der neuen Anlage dauerhaft um mehr als die Hälfte gesenkt. Mit der alten Anlage lag der Verbrauch bei fast 67.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. 2017 waren es 33.100 kWh. Damit sinken auch die Heizkosten um fast 2.000 Euro im Jahr. Hauptgrund für die hohen Einsparungen ist der neue Heizkessel, der deutlich besser für die Bedürfnisse der Familie dimensioniert ist als die alte Anlage.

Welche Rolle die Solarthermie bei dem geringeren Verbrauch spielt, kann nicht ermittelt werden, da die Messdaten zu den solaren Erträgen der Anlage nicht plausibel sind. Die Anlage zeigt deutlich größere solare Erträge an, als praktisch möglich sind. Ein Wärmemengenzähler wurde bisher nicht installiert. Der Solarwärme-Check der Verbraucherzentrale Energieberatung zeigt jedoch, dass die Solarthermieanlage der Heins „gut funktioniert“ und an sonnigen Tagen „die Wassererwärmung vollständig bestreiten“ kann.

Überblick Erträge und Verbräuche Familie Hein
solarer Ertragkeine plausiblen Daten
Heizenergieverbrauch (Heizwert)vorher: 66.800 kWh nachher: 31.600 kWh (Durchschnitt 2015–2017)
EinsparungHeizenergie: ca. 53 %Kosten: ca. 1.900 €
CO2-Minderung8.800 kg

Die enormen Einsparungen machen den Kesseltausch mit Solarthermie für Familie Hein extrem wirtschaftlich. Selbst bei niedrigen Gaspreisen und ohne Preiserhöhung amortisiert sich die neue Anlage innerhalb von nur acht Jahren. Außerdem entstehen bei der Familie jedes Jahr 8.800 Kilogramm weniger klimaschädliches CO2.

Wirtschaftlichkeit nach 25 Jahren*
Anlage Familie HeinSzenario 1Szenario 2
Investitionskosten15.000 €
Förderung BAFA2.500 €
jährliche Energieeinsparung
(Brennwert)
39.000 kWh
Erdgaspreis4,9 ct/kWh
jährliche Energiepreissteigerung0 %7 %
Einsparung in 25 Jahren47.900 €121.200 €
Finanzierungsrahmen
(Einsparung plus Förderung)
50.400 €123.700 €
Gewinn/Verlust nach 25 Jahren
+ 35.400 + 118.700 €

* Bei der ersten Auswertung im Juni 2017 wurde bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung eine Lebensdauer der Anlage von 20 Jahren angenommen. Diese Annahme wurde jetzt auf 25 Jahre erhöht.

Solarwärme-Check: Anlage kann optimiert werden

Im Mai 2017 hatte die Verbraucherzentrale Energieberatung einen Solarwärme-Check bei Familie Hein durchgeführt. Der Check zeigte, dass die Effizienz der Solarthermieanlage verbessert werden kann. Diese Vorschläge wurden von der Verbraucherzentrale gemacht:

  • Reinigung des etwas verschmutzten Kollektors
  • Verringerung der Ausschaltdifferenz der Solarkreispumpe, damit die Pumpe auch bei geringen Temperaturunterschieden noch arbeitet und mehr Wärme genutzt werden kann
  • Armaturen, Rohrleitungen, Speicheranschlüsse und Pumpe vollständig dämmen
  • prüfen, ob Konvektionsbremsen eingebaut werden können, um Fehlströmungen in der Solarleitung zu vermeiden
  • Unterlagen zur Anlagendokumentation vervollständigen

Zu den Ergebnissen des Solarwärme-Checks sagt Jochen Hein: „Ich bin insgesamt etwas enttäuscht, dass es noch so viele Optimierungsmöglichkeiten gibt. Warum zum Beispiel die Dämmung der Solarleitung nicht bis an den Kollektor geht, verstehe ich nicht. Da sieht man, dass Solarthermie nicht das Kerngeschäft meiner Installationsfirma ist.“ Den Check hat Jochen Hein an die Firma weitergegeben. Allerdings ohne die Erwartung, dass nach drei Jahren Anlagenbetrieb nun noch kostenlos nachgebessert wird.

Eventuell werden einige Optimierungsvorschläge im Sommer 2018 umgesetzt. Das bietet sich an, weil die Heins dann ihr Dachgeschoss ausbauen und Photovoltaik installieren wollen – deshalb müssen auch die Solarthermiekollektoren versetzt werden.

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Planen, installieren, kontrollieren – Erfahrungsberichte von Jochen Hein

Das sagt Jochen Hein zu den Themen...

... Solarthermie planen
... Solarthermie installieren
... Monitoring und Alltagsfragen

Solarthermie planen

Energieberater berechnet beste Variante

„Der Energieberater hat das gesamte Haus energetisch bewertet und dann mit einem Simulationsprogramm verschiedene Heizungsvarianten berechnet. Also wie wirtschaftlich verschiedene Anlagen wären. Dabei war ein Gas-Brennwertkessel mit Solarthermie für Warmwasser eine der besten Varianten. Diese Technik haben wir heute.“

Flachkollektoren genügen

„Die zusätzliche Energieausbeute durch Röhrenkollektoren hätte unsere deutlich höheren Investitionskosten nicht aufgewogen. Deshalb haben wir uns für Flachkollektoren entschieden.“

Badezimmer zu klein für Solarthermie mit Heizungsunterstützung

„Wir hatten überlegt, Solarthermie auch für die Unterstützung der Heizung zu installieren. Die entsprechende Anlage hätte einen 950 Liter großen Speicher gehabt. Um den in unser Badezimmer zu bekommen, hätten wir das Gitter vom Fenster wegflexen, den Dielenboden aufmachen und ein Betonfundament einsetzen müssen. Das war mir damals zu aufwändig. Und von der kleineren Speicher-Variante mit 500 Litern war ich nicht überzeugt.

Nach unseren bisherigen Erfahrungen würde ich heute vielleicht anders entscheiden. Vor allem auch, weil der neue Heizkessel ganz anders arbeitet als der alte. Wenn der alte Kessel angesprungen ist, hat er mit seinen 70 Grad Celsius durchgeheizt – egal ob es richtig kalt oder nur ein bisschen kühl war. Die neue Heizanlage lässt sich differenzierter regeln und läuft an einem kühlen Tag vielleicht nur mit 35 Grad. Deshalb könnte uns Solarthermie für Heizungsunterstützung in einem sonnigen Oktober oder März eine Menge Heizenergie sparen.

Trotzdem bin ich mit unserer Solarthermieanlage für Warmwasser sehr zufrieden. Durch sie bleibt unsere Heizung von Mai bis September über weite Strecken komplett aus – das warme Wasser kommt dann über die Kollektoren.“

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Solarthermie installieren

Genauen Montage-Ort für Kollektoren festlegen

„Man sollte sich genau überlegen, wo auf dem Dach die Kollektoren hin sollen. Die Monteure wollten die zunächst so richtig schön mittig oben drauf packen. Ich hab ihnen dann gesagt: Nee, macht die lieber oben in die Ecke. So haben wir möglichst viel Fläche übrig, falls wir uns später noch für Photovoltaik entscheiden. Da muss man den Handwerkern genau sagen, was man gern hätte.“

Effiziente Beheizung durch hydraulischen Abgleich

„Die Berechnungen zur Heizlast und anderen Werten für den hydraulischen Abgleich wurden schon vor der Installation der neuen Heizung und der Solarthermieanlage gemacht. Meine Handwerksfirma, die die Installation übernehmen sollte, konnte das leider nicht selbst berechnen – da war ich etwas überrascht. Deshalb bin ich selbst losgezogen und hab mir per E-Mail drei, vier Angebote von Ingenieurbüros geholt. Für eins hab ich mich entschieden – und den hydraulischen Abgleich berechnen lassen. Und bei der Installation hat die Handwerksfirma den Abgleich direkt erledigt. Die Räume unseres Hauses werden nun über die gesamte Heizperiode sehr gleichmäßig und effizient beheizt. Das ist, neben der neuen Brennwerttherme, mit Sicherheit auch dem hydraulischen Abgleich zu verdanken.“

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Monitoring und Alltagsfragen

Wartungsvertrag abgeschlossen

„Ich habe einen Wartungsvertrag für die gesamte Anlage – also die Heizung und die Solarthermie. Die Wartung findet einmal im Jahr statt und kostet insgesamt 300 Euro. 65 Euro davon sind pauschal für die Solarthermieanlage veranschlagt. Dazu gehört zum Beispiel ein Check der Solarwärmeerträge und der aufgelaufenen Fehlermeldungen; außerdem wird die Anlage entlüftet und der pH-Wert der Solarflüssigkeit gemessen. Alle zwei Jahre wird auch der Warmwasserspeicher gereinigt; die Pauschale dafür beträgt 75 Euro.“

Solarthermie-Reparatur notwendig

„Bei unserer Anlage war der Durchfluss der Solarflüssigkeit zu gering. Die Anlage hat sich immer ab einer bestimmten Einstrahlung abgeschaltet. Es gab eine Störungsmeldung, die ich quittieren konnte. Den Fehler hatten wir vor zwei Jahren schon mal, da wurde er vom Hersteller behoben. Jetzt hat meine Installationsfirma zwei, drei Anläufe für die Reparatur gebraucht. Das hat etwa 150 Euro gekostet.“

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Autor: Marcus Weber